Massive Verschmutzungen durch Nord Stream 2

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Die Baggerarbeiten für die Gaspipeline Nord Stream 2 haben zu massiven Verschmutzungen durch mineralölbasierte Schmierfette geführt. Seit Tagen häufen sich die Funde der pinkfarbenen Fettklumpen im Greifswalder Bodden.

Hunderte Klumpen Schmierfette wurden in den vergangenen Tagen an die Küste des Greifswalder Boddens gespült. - Foto: NABU/Nils Möllmann
Foto: NABU/Nils Möllmann

NABU – 25. Mai 2018 – Jetzt scheint es Gewissheit zu sein. Tagelang rätselten die Öffentlichkeit und Behörden über den Ursprung der pinkfarbenen Fettklumpen im westlichen Greifswalder Bodden. Seit Tagen meldeten sich Spaziergänger und schickten Fotos, waren NABU-Aktive an den Stränden unterwegs, um das Ausmaß der Verschmutzung zu dokumentieren. Unter anderem wurden die bis zu tennisballgroßen Klumpen auf dem Struck, den Freesendorfer Wiesen und am Strand von Wampen gefunden.

Gestern, Donnerstag, dann die Meldung des Umweltministeriums, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Baggerschiffe von Nord Stream 2 die Quelle der Schmierfett-Verschmutzung sind. Ein zusätzlicher Grund für den NABU, einen sofortigen Baustopp von Nord Stream 2 zu fordern.

 

Gefahr für Mensch und Umwelt unklar

Foto: Fritz Sigg

Alpenstrandläufer an der Ostseeküste. Fressen sie und andere Limikolen die Schmierfette, drohen Vergiftungen! –

Mineralölbasierte Fette können für Mensch und Umwelt gefährlich sein. Beim Einatmen kommt es zur Reizung der Lunge, beim Verschlucken kann es zu Entzündungsreaktionen der Leber kommen. Die chemischen Untersuchungen des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt (STALU) sind noch nicht abgeschlossen, um die möglichen Umweltauswirkungen abschließend zu beurteilen.

Allerdings besteht die Gefahr, dass Vögel die Substanz für Futter halten und spielende Kinder von den pinkfarbenen Brocken angezogen werden.

Wie groß die Belastung des Greifswalder Boddens tatsächlich ist, lässt sich nicht abschließend sagen. Der NABU befürchtet, dass es sich bei den angespülten Schmierfettklumpen nur um die Spitze des Eisbergs handelt. Segler berichteten bereits am Pfingstwochenende von fußballgroßen Sichtungen auf dem Wasser und am Meeresboden. Inzwischen verkleinern sich die Fettklumpen und beginnen, sich aufzulösen. Damit besteht die Gefahr, dass giftige Substanzen ins Wasser übergehen.

Man hätte es wissen können

Die Problematik der Verunreinigung mit Kohlenwasserstoffen war bereits aus dem ersten Projekt Nord Stream bekannt. Schon damals musste die Feuerwehr Strände von Schmierfetten reinigen. Trotzdem beauflagte die Genehmigung für Nord Stream 2 dieses nicht, zum Beispiel durch die ausschließliche Verwendung biologisch abbaubarer Öle und Fette.

Nord Stream 2 selbst scheint gehofft zu haben, den Vorfall vertuschen zu können. Laut Landesumweltministerium hatte der Pipelinebauer bei einem Baggerschiff „Unregelmäßigkeiten festgestellt, die eine Schmierfett-Verunreinigung nicht ausschließen“. Da drängt sich die Frage auf, warum das nicht an die zuständigen Behörden gemeldet, sondern stattdessen eine Woche zugesehen wurde, wie diese im Dunkeln tappen. Das ist unverantwortlich und skandalös!

Konsequenz: Baustopp

Foto: Karina und Peter Andrasch
Foto: Karina und Peter Andrasch

Der Vorfall zeigt die Vielfalt der Umweltrisiken bei einem Projekt der Größenordnung Nord Stream 2. Neben den Zerstörungen am Meeresboden und der Vertreibung von Schweinswalen und Meeresenten sind es auch die jetzt aufgetretenen Schadstoffbelastungen. Diese Tatsache läuft dem Verschlechterungsverbot in Natura-2000-Schutzgebieten zuwider.

Die Behörden sind aufgefordert, das Ausmaß der Verunreinigung und die Umweltauswirkungen lückenlos aufzuklären und sofortige Schutzmaßnahmen für Mensch und Umwelt einzuleiten.

Dazu gehören eine umfassende chemische Analyse der im Schmierfett verwendeten Zusatzstoffe sowie eine sofortige Reinigung der Strände. Haftbar dafür muss entsprechend des Verursacherprinzips Nord Stream 2 gemacht werden.

Der NABU wiederholt daher die Forderung eines sofortigen Baustopps. Die Genehmigung für Nord Stream 2 gehört auf den Prüfstand. Wir hoffen auf eine schnelle Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Greifswald.

 

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