Deutsche Bank schrumpft US-Geschäft: Auch Entlassungen

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Die Deutsche Bank wird ihre Aktivitäten in den USA reduzieren. Foto: Frank Rumpenhorst/Archiv

Kaum im Amt kündigte der neue Deutsche-Bank-Chef «harte Entscheidungen» an. Nun lässt Sewing den Worten erste Taten folgen. Die jüngsten Zahlen belegen, wie nötig der Umbau ist.

Nach einem mageren ersten Quartal erhöht der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing beim Konzernumbau das Tempo. «Wir werden den Kurs unserer Bank jetzt ändern. Es gibt keine Zeit zu verlieren», sagte Sewing am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Die Ergebnisse des ersten Quartals erforderten sofortiges Handeln. Der Kern der Bank müsse «neu definiert» werden.

Zweieinhalb Wochen nach seiner Beförderung auf den Chefposten streicht der bisherige Privatkundenvorstand das Investmentbanking zusammen. Die Deutsche Bank konzentriere sich im Beratungs- und Finanzierungsgeschäft künftig vorrangig auf jene Bereiche, die einen Bezug zu ihren europäischen Kunden hätten, teilte der Dax-Konzern in Frankfurt mit.

Von 2021 an sollen die Privat- und Firmenkundenbank sowie der seit gut einem Monat an der Börse notierte Vermögensverwalter DWS ungefähr die Hälfte der Konzernerträge erwirtschaften. Zu Jahresbeginn musste die DWS allerdings Mittelabflüsse hinnehmen und verdiente weniger als vor Jahresfrist.

In den USA und in Asien werde die Bank ihr Geschäft dort reduzieren, wo es kaum grenzüberschreitende Aktivitäten gebe. Auch das Zinsgeschäft in den USA wird deutlich verkleinert. Das weltweite Aktiengeschäft werde der Vorstand genau prüfen. Auch hier dürfte das Geschäft in bestimmten Bereichen zurückgefahren werden.

«Unsere Wurzeln liegen in Europa – hier wollen wir Unternehmen und institutionellen Kunden weltweite Finanzierungslösungen anbieten», erklärte Sewing. «Darauf werden wir uns künftig noch viel stärker konzentrieren.»

Sewing, der fast sein ganzes Berufsleben in der Deutschen Bank verbracht hat, war in einer Krisensitzung des Aufsichtsrates am 8. April mit sofortiger Wirkung zum Nachfolger des seit Sommer 2015 amtierenden John Cryan ernannt worden. Die Bank schrieb zuletzt drei Jahre in Folge rote Zahlen – allerdings auch deshalb, weil Cryan teure juristische Altlasten bereinigte. Kritiker hielten dem Briten jedoch vor, beim Konzernumbau zuletzt zu zögerlich agiert zu haben.

Sewing forderte bereits am Tag nach seiner Ernennung mehr «Jägermentalität» von den gut 97 000 Mitarbeitern des Konzerns und kündigte harte Entscheidungen an. Nun teilte die Bank mit, der Umbau der Unternehmens- und Investmentbank werde in den betroffenen Regionen und Geschäftsfeldern auch mit einem Stellenabbau verbunden sein. Zahlen nannte das Institut zunächst nicht. «Diese Einschnitte sind schmerzlich, aber leider unvermeidlich, wenn unsere Bank dauerhaft wettbewerbsfähig leiben soll», erklärte Sewing.

Das Jahr 2018 begann für die Deutsche Bank wegen höherer Kosten und schrumpfender Einnahmen mit einem Gewinneinbruch. Im ersten Quartal verdiente das Geldhaus unter dem Strich 120 Millionen Euro nach 575 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die aktuellen Renditen seien für die Aktionäre «schlicht nicht akzeptabel», betonte Sewing. Die Erträge sanken zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf knapp 7,0 Milliarden Euro.

Mit der Reduzierung des schwierigen US-Geschäfts setzt Sewing eine Forderung namhafter Analysten um. In der Region muss sich die Deutsche Bank mit großen heimischen Spielern wie JPMorgan Chase oder Goldman Sachs messen. Die US-Konkurrenz verdiente im ersten Quartal des laufenden Jahres deutlich besser als der deutsche Branchenprimus: JPMorgan Chase brachte in den ersten drei Monaten 8,7 Milliarden Dollar (7,1 Mrd Euro) Gewinn nach Hause.

 

 

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