Verletzte verlassen syrische Rebellen-Hochburg Ost-Ghuta

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13.03.2018

Beirut (Reuters) – Im syrischen Bürgerkrieg geraten islamistische Gegner von Präsident Baschar al-Assad und kurdische Milizen zunehmend in die Defensive.

Am Dienstag mehrten sich die Anzeichen für den Fall der Rebellen-Hochburg Ost-Ghuta vor den Toren von Damaskus. Kranke und Verletzte durften die schwer umkämpfte Enklave verlassen. Im Norden Syriens drängten türkische Truppen kurdische Milizen nach eigenen Angaben weiter zurück und standen vor der Einnahme von Afrin, Hauptstadt der gleichnamigen Region.

Der Vertreter der UN-Nothilfe in Syrien, Ali al-Za’tari, erklärte, Verletzte und Kranke sollten aus Ost-Ghuta weggebracht werden. Dies entsprach einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens, in dem Frauen mit kleinen Kindern, humpelnde Männer an Krücken und ein alter Mann im Rollstuhl in einer Gruppe von Soldaten gezeigt wurden. Sie werden dem Bericht zufolge in von Truppen Assads kontrollierte Gebiete gebracht. Ein Vertreter der Rebellen-Gruppe Dschaisch al-Islam bestätigte, eine Gruppe von Patienten habe nach Vereinbarungen mit Russland die Enklave verlassen, um medizinisch versorgt zu werden.

In einer Video-Botschaft kündigte der Sprecher der Dschaisch-al-Islam-Milizen, Hamsa Birkdar, an, Ghuta werde“bis zum Ende” verteidigt. Das Gebiet wird von radikal-islamischen Milizen kontrolliert, die Medienberichten zufolge vor allem von Saudi-Arabien unterstützt werden. Die beiden wichtigsten Gruppierungen in der seit 2013 umzingelten Region lehnen bislang einen Abzug in andere Rebellengebiete ab.

In der Offensive der syrischen Regierungstruppen auf Ost-Ghuta wurden nach UN-Angaben in fast einem Monat mehr als 1100 Zivilisten getötet. Viele Menschen in Duma, der größten Stadt in der Region, müssen nach Angaben örtlicher Behörden die Nächte auf offener Straße verbringen – ohne Schutz vor den Bombardierungen. In den Kellern sei kein Platz mehr. Die Armee hat einen Keil in das Gebiet getrieben und mehr als die Hälfte der Region unter ihrer Kontrolle gebracht.

TÜRKEI: HABEN AFRIN EINGEKESSELT

In Syrien wird auch nach der Vertreibung der einstmals dominierenden Extremistengruppen Islamischer Staat (IS) aus weiten Teilen des Landes an mehreren Fronten gekämpft. In dem vor rund sieben Jahren ausgebrochenen Bürgerkrieg unterstützt Russland und der Iran Assad im Kampf gegen mehrere Rebellengruppen, die teils untereinander verfeindet sind. Kriegsziel der USA war die Vertreibung des IS. Dabei stützten sie sich vor allem auf kurdische Milizen, die gleichzeitig an der Grenze zur Türkei weitgehend autonome Regionen einrichteten. Diese werden jedoch von der Türkei bekämpft, da sie etwa in der Kurden-Miliz YPG einen Ableger der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Türkei sieht. Die PKK kämpft seit Jahrzehnten für Autonomie der Kurden in der Türkei.

Das türkische Militär teilte am Dienstag mit, es habe Afrin eingekesselt. In der Region seien zudem Gebiete von entscheidender Bedeutung eingenommen worden. Ein Sprecher der YPG erklärte dagegen, zwar habe die türkische Armee alle Zufahrtsstraßen zu Afrin unter Beschuss genommen. Der Ort sei aber nicht eingekesselt.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte während eines Fluges nach Moskau zu Reportern, mit den USA werde am 19. März über einen Plan zum Abzug kurdischer Milizen aus der östlich von Afrin gelegenen Stadt Manbidsch entschieden. Sollte keine Verständigung zustande kommen, würden türkische Einheiten eine Offensive beginnen. Mit den USA verbündete Milizen erklärten, sie hätten keine Kenntnis von möglichen Absprachen zwischen der Türkei und den USA bezogen auf Manbisch. In Moskau warnte Generalstabschef Waleri Gerassimow die USA vor Angriffen auf russische Soldaten.

 

Foto: REUTERS/Bassam Khabieh

 

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